Holzschnitt
...Dem flüchtigen Betrachter täuscht die Serie „scizzo“ eine spontane, gestische, dem Informel der 50er Jahre verwandte Unmittelbarkeit vor, die sparsamen Spuren lassen wie in Sekundenschnelle hingeworfene Körperdetails und Landschaften erkennen. Der genauere Blick aber korrigiert diesen Eindruck, er nimmt die Eile aus dem Werk und macht einer beschaulichen Ruhe Platz, mit der erst der feinen Farbigkeit und maßvollen Rhythmik nachgespürt werden kann. Die kalligraphischen Schwünge werden nun als das Übriggebliebene, das Stehengelassene eines umsichtigen, präzisen und sensiblen Schneideprozesses erkannt, Spontaneität verliert hierbei ihre Flüchtigkeit, wird entschleunigt und verkehrt sich in Langmut und Zeitaufwendigkeit. Mit diesem Prozess der Reduktion konzentriert die Künstlerin ihr Sujet auf das Wesentliche, nun erscheint alles gemeint, nichts dem Zufall überlassen, jede feine Spur ist das Ergebnis einer Entscheidung und verlangt Beachtung und Deutung. Und das kluge Auge forscht und ergänzt jetzt besonders auch im bewusst Ausgesparten, in den Negativzonen. Linie und Fläche verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit, lüften dabei ein wenig ihr abstraktes Geheimnis und geben nun auch Fragmente der uns vertrauten Dinge zu erkennen. Statt gestischer Willkür begegnet uns am Ende feines Maß und kompositorische Ausgewogenheit, die beim Betrachter die Bereitschaft auslösen, sich mit den verschlüsselten Inhalten zu befassen.
Lienhard von Monkiewitsch
THE NEXT WALZE WWK Gartow
Symposion für Großholzschnitt 2009
Beteiligt waren:
Dieter Otto Berschinski, Wilfried Bohne, Uwe Bremer, Astrid Clasen, Werner Götz, Kestutis Grigaliunas, Ulrich Lindow, Katrin Magens, Ullrich Panndorf, Laisvyde Salciute
ARCHIV
Alle Holzschnitte sind Unikate - keine Auflage.